Siegl GmbH für Metallverwertung München: Unter Strom
Eines muss vorweg gesagt werden: Der Mann steht auf Strom. Nicht, weil die Firma, die er leitet, ihr Geld im weitesten Sinne mit Stromleitungen verdient, sondern, weil er sowohl privat als auch geschäftlich Elektroantriebe bevorzugt…
Verbaut sind diese Elektromotoren in Maschinen mit so wohlklingenden Herstellernamen wir Tesla, Sennebogen und Mitsubishi. Der Mann heißt Johannes Würzberger, ist 35 Jahre alt und Geschäftsführer der Metallverwertung München GmbH & Co, KG, kurz MVM. 10.000 Tonnen Stromleitungen und andere Kabel werden in Oberschleißheim jährlich von der MVM recycelt. Das Ergebnis sind rund 5000 Tonnen Metalle, die wieder zurück in den Produktionsfluss in Hütten, Gießereien und Halbzeugwerke fließen, die damit wiederum eine verlässliche Vormaterialversorgung für ihre Kunden sicherstellen. Die Metallverwertung München feierte im Juli 70jähriges Bestehen; das Unternehmen wurde 1947 von Hans Gschwendtner, dem Großvater von Johannes Würzberger, gegründet und gehört heute zu den Top-Namen im europäischen Kabelrecycling.
16 Kilometer nordwestlich, direkt an der BAB 92, in Oberschleißheim werden stündlich im Zweischichtbetrieb drei Tonnen Kabelschrott zu hochwertigem Kupfergranulat verarbeitet. Das recycelte Metall wird dann wieder dem europäischen Markt zugeführt. „Wir verkaufen nichts nach China. Das ist unsere Firmenphilosophie“, erklärt Würzberger. „Wir exportieren nicht nach Asien, wenn die Materialien in Europa gebraucht werden. Wir wollen unsere heimischen Märkte stärken.“
Auf 15.000 Quadratmeter Fläche, davon 3.000 unter Dach, gewinnen zehn Mitarbeiter aus alten Kabeln und Stromleitungen hochwertigen Rohstoff. Die in Containern gesammelten Altmaterialien werden per Spedition von den Sammelstellen abgeholt und auf dem Freigelände der MVM grob sortiert. So entstehen Berge aus bunten Kabeln, an denen sich der Betrachter allerdings nur kurz erfreuen kann, denn die Weiterverarbeitung bei MVM läuft ohne Unterlass.
Ein mobiler verbrennungsmotorischer Sennebogen Industriebagger übernimmt diesen Job und versorgt sein stationäres Elektro-Pendant. Dieser befüllt dann eine Schredderanlage, durch die die Kabel in kleine Stück zerhackt werden. Sind sie klein genug, fallen sie durch ein Sieb in einen Container. Dieser Container wird anschließend von einem fünf Tonnen Elektrogabelstapler – Mitsubishi FB50 2 – zur weiteren Verarbeitung in die Produktionshalle gefahren. Spezielle Zentrifugen trennen dann das Leitermaterial – meist Kupfer – von seiner Ummantelung. Natürlich wird auch der Kunststoff, der immerhin rund 50 Prozent ausmacht, wiederverwertet: Bakenfüße für Bauschilder, Trittschutzmatten oder Granulat, zum Beispiel für Kunstrasensportplätze, sind dafür typische Produkte. So nähert sich die MVM der 100 Prozent Wiederverwertung: Recycling, wie es sein soll.
Aber zurück zum Elektromotorfan Würzberger: „Für mich gehört dem Elektroantrieb die Zukunft“, ist er sich sicher. „Unser stationärer Elektro-Industriebagger ist dem mobilen Bagger mit Dieselmotor in allen Belangen überlegen. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist höher, die Reaktionszeiten kürzer und das Handling, beziehungsweise die Steuerung, ist feinfühliger. Gleiches gilt auch für den fünf Tonnen Elektrostapler von Mitsubishi. Der Stapler läuft top, hebt und transportiert die Container, die mindestens 2,5 Tonnen wiegen, problemlos und er fährt emissionsfrei. Hinzu kommen bei den Elektromaschinen der geringe Wartungsaufwand und die günstigeren Betriebsstoffkosten.“ Und auch privat beweist der MVM Geschäftsführer, dass er auf Motoren unter Strom steht: Er fährt einen rein elektrisch angetrieben PKW der Marke Tesla.
Den Mitsubishi FB50 2 Elektrostapler hat die Firma Siegl als autorisierter Händler 2014 an die MVM geliefert. Zuvor hatte der Recycler schon andere Lieferanten mit anderen Herstellern ausprobiert, unter anderem auch einen Dieselstapler, der dann aus erwähnten Gründen einem Elektrogerät weichen musste. Aber insbesondere der Service der anderen Lieferanten erregte bei dem MVM-Geschäftsführer Unmut: „Die Händler vor Siegl lieferten nicht die schnelle und prompte Hilfe, wenn der Stapler einmal repariert werden musste. Das können wir nicht akzeptieren, denn ein stillstehender Stapler bedeutet auch Stillstand in unserer Produktion. Siegl ist ein zuverlässiger Partner und immer schnell zur Stelle, allerdings haben wir auch wenig Probleme mit dem Mitsubishi Elektrostapler.“
Seit 2010 hat sich die Metallverwertung München mit dem Ein- und Weiterverkauf von Elektronikschrott ein zweites Standbein geschaffen und vermarktet rund 1.200 Tonnen Elektronikschrott jährlich. Das Aufkommen steigt kontinuierlich. Dies ist den immer kürzer werdenden Lebenszyklen und der fortschreitenden Digitalisierung unseres Lebens geschuldet. Außerdem ist das recyceln von Elektronik eine echte Alternative zur Gewinnung der wertvollen Metalle wie Gold durch den Bergbau.