Konecranes für die Gutehoffnungshütte: Ohne Flügel auf 8000 Millimeter

15. Oktober 2014 | Von Manfred Suthues in Firmen, Reportagen
Personen

Michael Berns und Michael Dohm: Langjährige, vertrauensvolle Geschäftsbeziehung

Für ein gutes Bild gehen wir Journalisten weite Wege. Wir kriechen über Böden, waten durch Schlamm, schlittern über Eis und frieren in Fabrikhallen. Heute aber habe ich meine Grenze erreicht: Auf die schmalen Stahlträger, die in über acht Metern Höhe unter der Decke der Fertigungshalle der Gutehoffnungshütte verlaufen, kriegen mich keine zwanzig Pferde. Ernst gemeint hat Michael Berns, Leiter Instandhaltung bei der Gutehoffnungshütte Radsatz GmbH, das Angebot ohnehin nicht. So begnüge ich mich mit Bildern von einer Stahltreppe aus und empfinde gehörigen Respekt für die Mitarbeiter von Konecranes, die in dieser Höhe die 63 Krananlagen warten.

Die Gutehoffnungshütte blickt auf über 200 Jahre Geschichte zurück. Früher waren allein in Oberhausen 12.000 Menschen in den Werken beschäftigt. Sämtliche vorstellbaren Stahlkonstruktionen, unter anderem Brücken, wurden hier gefertigt. Heute sind auf den Geländen Einkaufszentren wie das CentrO entstanden. Die Gutehoffnungshütte Radsatz GmbH ist der einzige Teil der einstigen Stahlproduktion, der den Namen in Gänze behalten hat.

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Fertigungshalle mit Tradition: Die Gutehoffnungshütte Radsatz GmbH in Oberhausen.

Die vier Hallen, in denen heute Räder und Wellen für Eisenbahnen produziert und zu Radsätzen zusammengefügt werden, sind 1917 erbaut worden, eine Lagerhalle 2001. Rund 280 Menschen arbeiten am Standort Oberhausen. Hier werden die Rohlinge der Räder aus Spezialstahl, angeliefert von diversen europäischen Unternehmen, gedreht und so auf die richtigen Maße gebracht. „Das fertige Produkt muss Belastungen von bis zu 300 Stundenkilometern, beispielsweise auf einem ICE, aushalten“, erklärt Michael Berns. 22.000 Räder, 8.000 Wellen und 7.000 komplette Radsätze produziert das Unternehmen im Jahr. Eine relativ kleine Stückzahl, dafür aber umso hochwertiger. Die Räder werden „nur“ auf die Wellen gepresst. „Da der Durchmesser des Loches in den Rädern allerdings kleiner ist als der Durchmesser der Wellen, hält das bombenfest“, so Berns.

Michael Berns Aufgabe als Leiter der Instandhaltung ist komplex. Sämtliche Maschinen, Anlagen, Gebäude, Außenbereiche wollen versorgt werden. Vom Glühbirnenwechsel bis zum Programmieren einer CNC-Werkzeugmaschine übernehmen Berns und 10 Mitarbeiter alles, was in der Gutehoffnungshütte mit Instandhaltung zu tun hat. Hier kommt auch Konecranes ins Spiel.

Die Duisburger Niederlassung von Konecranes, einem der weltweit führenden Kran- und Hebezeughersteller, liefert nicht nur neue, komplette Anlagen, sie erneuert auch sukzessive die älteren Anlagen und warten die, bei denen ein Austausch noch nicht nötig ist. Das Spektrum reicht von kleinen Arbeitsplatzkranen bis hin zum großen Hallenkran. „Der Platz am Boden ist sehr begrenzt, da die Hallen schmal, die Maschinen sehr groß sind. Mit Staplern, die fähig wären, solch hohe Gewichte zu tragen, kämen wir hier nicht durch, Krananlagen sind daher unabdingbar“, so Michael Berns.

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Mit den sicherheitsrelevanten Bauteilen muss vorsichtig umgegangen werden.

Christian Selle ist der Techniker von Konecranes, der am häufigsten in Oberhausen arbeitet. „Quasi Inventar“, lacht Michael Berns. Nicht mangelnde Qualität oder das Alter der Anlagen sind der Grund für den häufigen Besuch der Servicemitarbeiter, sondern die Sicherheit. „Die Krane bewegen ihre Last über die Arbeitsplätze hinweg, Räder und Wellen von bis zu 800 Kilogramm Gewicht“, berichtet Michael Dohm, Niederlassungsleiter bei Konecranes in Duisburg und seit mehr als 20 Jahren als Kundenbetreuer für die Gutehoffnungshütte zuständig. „Die Sicherheit der Mitarbeiter steht über allem.“ Im Laufe der geschäftlichen Beziehung hat sich ein System aus Inspektionen, Instandhaltung und Erneuerung entwickelt, das Ausfälle und außerplanmäßige Stillstandzeiten deutlich reduzieren konnte. „Es ist großartig, einen Kunden zu haben, der versteht, dass Krananlagen nicht nur dann begutachtet werden müssen, wenn sie bereits kaputt sind. Im Gegenteil, in so einem risikoreichen Arbeitsumfeld ist ständige Kontrolle wahnsinnig wichtig“, so Dohm.

Anhand eines von Michael Berns erstellten Plans der Hallen mit genauer Nummerierung, Angaben zum Baujahr des jeweiligen Krans, des Einsatzgebietes und der Positionierung können sich die Mitarbeiter von Konecranes mit den Anlagen vertraut machen und so schnellstmöglich gestörte Krane wieder zum Laufen bringen. „Christian Selle braucht inzwischen nur noch die Inventarnummer, um zu wissen, wo er hin muss“, so Berns. Auch in dieser Situation wird deutlich, wie wichtig eine vertrauensvolle, gewachsene Beziehung ist. „Würden wir ständig den Anbieter wechseln, müssten auch ständig neue Techniker eingearbeitet werden. Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld, weil die Anlagen länger stehen.“

Im Zuge der fortschreitenden Modernisierung der Anlagen werden auch immer neue Techniken verwendet, die die Arbeit für sowohl die Gutehoffnungshütte als auch für die Servicetechniker von Konecranes vereinfachen. So sind alle neuen CXT-Seilzüge mit ControlPro ausgestattet, einem System für Sicherheit und Zustandsüberwachung, das vor Überlastung schützt und für weiches Anlaufen und Anhalten des Seilzuges sorgt – dies kann die Lebensdauer des Seilzuges wesentlich verlängern. Überwacht werden außerdem die Betriebsstunden, die Zahl der Starts und Hebezyklen und die Restlebensdauer der Seilzugbremse.

„Diese Kontrollsysteme sind in unseren Produkten heute Standard“, erzählt Michael Dohm. „Deshalb ist es so wichtig, neue Investitionen zu tätigen“, ergänzt Michael Berns. „Je sicherer die Krananlagen sind, desto sicherer sind unsere Mitarbeiter.“